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Die Gründung 1882 und der Werdegang des Vereins bis zum 2.Weltkrieg

Jruße Schwaofler und Zirkusfritzen

Erster Turnverein im Jahre 1882 unter kritischen Augen aus der Taufe gehoben

Im Jahre 1882 wurde der erste Turnverein (TV) in Weißenborn aus der Wiege gehoben. Die Gedanken des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn hatten in unserem Ort Einzug gehalten. Die Gründung war allerdings nicht leicht. Sehr viel Skepsis wurde den Enthusiasten entgegengebracht.

Als „jruße Schwaofler“ wurden sie belächelt, als von Jahn und einem Verein gesprochen wurde. Zum einen waren die Jugendlichen und ledigen Männer schon in der Burschengesellschaft organisiert, zum anderen fürchteten sich die Eltern. Väter dachten, dass sie ihren Jungen das Taschengeld erhöhen müssten. Die Mütter waren dagegen, weil die Söhne durch einen Verein in das Gasthaus gelockt werden würden. Großmütter und Tanten stemmten sich gegen die Gründung mit dem Hinweis, dass der Bauchaufschwung am Reck oder das Springen über ein Pferd nicht Sache eines anständigen Menschen sein dürfe; diese Künste sollten die „Zirkusfritzen“ ausüben, die Kerle, die der Arbeit aus dem Wege gehen und durch halsbrecherische Dinge den lieben Gott herausforderten.

Warum nicht über die Damen gesprochen wurde? Nur die jungen Männer hatten vorerst Zugang zum Turnverein. Dass Mädchen und Frauen Mitglied werden könnten, dafür war die damalige Zeit noch nicht reif. Erst später mit der zunehmenden Gleichstellung zwischen Frau und Mann war der Verein für beide Geschlechter offen.

Im „Eisenberger Nachrichtsblatt“ war schon 1848 zum „allgemeinen Turnerverein“ aufgerufen worden. Die lokale Presse griff einen Beitrag aus der deutschen Turnerzeitung auf und verwies darauf, dass „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ wohnt. Nachdem zuvor das Turnen streng verboten war, verband man mit der körperlichen Ertüchtigung den Freiheitsgedanken. Im gleichen Jahr kam es dann auch in Eisenberg zur Gründung eines Sportvereins. Die umliegenden Gemeinden zogen erst viele Jahre später nach, Gründungen gab es vornehmlich in großen Städten wie Gera und Jena. In unserer Region fanden sich Sportenthusiasten wie 1880 zum TV Rüdersdorf, 1881 zum TV Reichenbach oder 1884 zum TV „Vater Jahn“ Bad Klosterlausnitz zusammen.

In Weißenborn gab es zu jener Zeit schon einige Gruppierungen. Da damals eine Eintragung in das Amtsgericht noch nicht notwendig war, ist es schwer mit dem Abstand von über einem Jahrhundert das Gefüge ganz genau darzustellen. De facto gab es schon Maibaumsetzer. Der Konkurrenzgedanke, der zur Gründerzeit vorhanden war, schwächte sich später mehr und mehr ab. Zum 50jährigen Jubiläum des Turnvereins im Jahre 1932 wurde festgestellt, dass die „Burschen Eichenkränzler und die Eichenkränzler gleichzeitig auch Burschen sind.“ Die Vereine waren verwachsen.

Trotz der also herrschenden Vorbehalte und des Widerstandes wurde der Turnverein Eichenkranz gegründet. Das genaue Datum ist nicht auszumachen. Der Ort der Gründung war aller Wahrscheinlichkeit nach der „Thüringer Hof“ (zuvor „Altenburger Hof“). Die nur kurz „Schenke“ genannte Gaststätte war über viele Jahre das Vereinslokal. Ältere Weißenborner unterstützen diese Vermutung.

Eine vollständige Namensliste der Männer der ersten Stunde ist nicht übermittelt. Karl Bachmann, Karl Brose, Friedrich Louis Dämmrich, Karl Dämmrich, Louis Dämmrich, Traugott Dämmrich, Richard Fischer, Otto Füchsel, Hermann Fröhlich, Otto Fröhlich, Hermann Klaus, Hermann Keutsch, Hermann Laube und Louis Schuster gehörten zu den Gründern.

Weshalb der Vereinsname so gewählt wurde, liegt auf der Hand. Neben den verliehenen Ehrendiplomen bekamen die Sieger beim Wettturnen in der damaligen Zeit als Auszeichnung und Zeichen des Sieges einen Eichenkranz.

Just im Jahr 1882 hatte es in Crossen die Fahnenweihe des dortigen Turnvereins gegeben. Der Jubelverein trug den Namen 'Eichenkranz'. Eine Verbindung erscheint möglich, kann heute aber nicht mehr bewiesen werden.

Höhepunkte im Vereinsleben waren die gemeinsamen Turnstunden, die im Sommer auf dem Turnplatz und im Winter auf dem Saal des „Thüringer Hofes“ stattfanden. Weiterhin das Schauturnen, später das Vereinswetturnen und natürlich die Vergnügen. Das Stiftungsfest, das bis zur Zeit des 2.Weltkrieges jährlich im Januar durchgeführt wurde, erfreute sich großer Beliebtheit. Die inbegriffene Christbaumversteigerung, bei der kleine Geschenke an den Baum gehangen und versteigert wurden, war sehr beliebt.

Die gegenseitigen Besuche der Brudervereine wie z.B. aus Oberndorf, Klosterlausnitz und Rüdersdorf sind selbstverständlich gewesen. Gerade in der Anfangszeit herrschten strenge Sitten und war der Besuch der Turnstunden eine Pflicht. Abwesenheit wurde bestraft. 10 Pfennig und mehr mussten berappt werden. Bei mehrmaligem unentschuldigten Fehlen konnte man sogar „aus dem Verein gestoßen werden.“

In den Wintermonaten wurde der Saal der „Schenke“ zum Turnen genutzt. Die Eichenkränzler stellten ihre Materialien in der späteren Garderobe unter. Der knapp 30 Jahre später gegründete „Arbeiter-Turn- und Sportverein“ brachte seine Geräte in einem Raum unter, der später nach Abriss einer Wand als Saaltheke genutzt wurde.

001_Altes_Bild.jpg TV Eichenkranz TV Eichenkranz

Fahnenweihe mit 300 Gästen und Umzug

Brudervereine aus der Umgebung und sogar Leipzig-Kleinzschocher kamen

1885 hatte sich der Turnverein etabliert und feierte seine Fahnenweihe. „Stolz soll das Banner wehen, das uns den Sieg verheißt, lasst uns zusammenstehen, Brüder im Turnergeist!“. Am Weihefest am 19.Juli 1885 nahmen nicht nur alle Einwohner Weißenborns teil, sondern auch Brudervereine wie die aus Rüdersdorf, Krossen, Klosterlausnitz, Zwötzen, Cuba, Eisenberg und Leipzig-Kleinzschocher. Insgesamt berichtet das „Eisenberger Nachrichtsblatt“ von 18 Vereinen, darunter zwei aus Eisenberg mit Musikchor und der Männergesangverein Klosterlausnitz. Über 300 Gäste waren gekommen und feierten bei einem Umzug, beim Weiheakt und einem Ballvergnügen. Die Fahne des Turnvereins ist glücklicherweise immer in fürsorglichen Händen gewesen und überstand die Zeit bis heute. Sie wird heute bei Bernd Büchner aufbewahrt und kann hoffentlich bald restauriert werden.

Im Ort gab es zwischen den Weißenborner Vereinen immer ein Miteinander, obwohl es wie heute unterschiedliche Inhalte und Schwerpunkte gab. An der Fahnenweihe des Militärvereins nahm der Verein 1895 teil. Weißenborn, das zu dieser Zeit laut Volkszählung vom Dezember des gleichen Jahres  990  Einwohner  hatte,  begrüßte 42 auswärtige Vereine mit 28 Fahnen. Sechs Musikchöre waren auf dem Festplatz nahe dem „Thüringer Hof“.

Im Laufe der Zeit konnte der Turnverein nach und nach Turngeräte anschaffen.

Die Mitglieder stellten sich bald auch erstmals bei einem Gauturnfest vor, dem damals größten regionalen Ereignis der Turner. Am 23.Juni 1895 fand das Fest in Hermsdorf statt. Fortan nahmen Turner aus Weißenborn regelmäßig an den vom Turngau ausgeschriebenen Ereignissen teil.

Im Jahre 1891 erfährt die Gemeinde mit der Gründung des Männergesangvereins einen weiteren Impuls für das Dorfleben.

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25-Jahr-Feier mit Gauturnfahrt

Im Mai beging TV Eichenkranz Festtage anläßlich des Vereinsjubiläums

Im Jahre 1907 wurde das 25jährige Bestehen verbunden mit der Gauturnfahrt und volkstümlichem Wetturnen des Reußischen Gaues vom 11., 12. und 13. Mai gefeiert. Vieles hatten sich die Eichenkranz-Turner einfallen lassen. U.a. erschien eine humorvoll gestaltete Festzeitung, in der der verantwortliche Dorfpoet folgendes Gedicht verewigte:

Mehr jiehn nu emol nuff bä die,
Die dorn (turnen) hibsch aohn Jeräten,
Daos jloppt wrklich, wie nuch nie,
Aolle Aochtung for dan jun Läten.

Das Fest fand unter großer Beteiligung statt, die so beschrieben wurde:

No moachts nur holb, so ä Jewarge,
Daos is schun baolle nich meh scheene,
Uff das Schänkenwiese, uff dar Stroße,
Zertraten sie en ball de Beene.

Am 12.Mai 1907 kamen die auswärtigen Vereine mit weit über 300 Turnern im Rahmen der Gauturnfahrt nach Weißenborn. Neben dem Gauturnfest war die Gauturnfahrt eine der wichtigsten Veranstaltungen zu jener Zeit. Die Vereine des Gaues trafen sich in Köstritz und Hermsdorf, um dann nach Tautenhain zu marschieren. Gemeinsam ging es dann nach Weißenborn. Dem gemeinsamen Mittagessen schlossen sich der Festumzug, allgemeine Freiübungen, Wettturnen, Sondervorführungen und Spiele an.

006_AK_1903.jpg TV Eichenkranz

Schöne und schwere Jahre vor dem Krieg

Brand im „Thüringer Hof“ vernichtet beinahe Vereinsfahne

Das 25jährige Fahnenjubiläum feierte der Turnverein im Jahre 1910. Wieder wurde ein großes Fest organisiert. Beim Brand der „Schenke“ im Frühherbst 1912 wäre die Fahne fast den Flammen zum Opfer gefallen. Glücklicherweise war sie zum Zeitpunkt des Brandes nicht im Gasthof. Trotzdem hatte der Turnverein Schaden zu beklagen. Eine Reihe von Gegenständen verbrannte. Weniger Glück hatte der Militärverein, dessen Fahne den Flammen zum Opfer fiel. Der Männergesangverein hatte den Verlust u.a. von zwei Bühnen zu beklagen.

Tragik des 1.Weltkrieges

Turnbetrieb kam fast zum Erliegen

Der 1.Weltkrieg riss wie in allen Lebensbereichen auch im Verein tiefe Wunden.

Gerade hatte im Jahre 1914 in Weißenborn die Weihe der neuen Fahne des Militärvereins stattgefunden, da wurden alle Menschen von der Weltgeschichte eingeholt.

Der Turnbetrieb kam fast zum Erliegen, da die aktiven und wehrfähigen Turner zum Militär einberufen worden waren. Unter den insgesamt 33 aus Weißenborn gefallenen Soldaten waren dann auch einige Eichenkränzler. So kamen aus den Reihen des Vereins u.a. Paul Patzer, Hermann Dämmrich und Hermann Hänseroth ums Leben.

Schon 1909 hatte es die ersten Vorboten des Krieges gegeben. Übungsmärsche zur Ertüchtigung gehörten seitdem zum Sportprogramm genauso wie Geländespiele.

Bei den Geländespielen standen sich zwei Parteien gegenüber und bekriegten sich. Die Inhalte der Turnstunden änderten sich. In der Zeit des Krieges erfolgte eine militärische Ausbildung unter Leitung des Vorsitzenden.

Für die Daheimgebliebenen und die Jugend sollte der Alltag in der Kriegszeit so normal wie möglich bleiben. So fand in der Kriegszeit u.a. am 8.Juli 1917 eine Gauturnfahrt mit Wettkampf für Turner von 14 bis 18 Jahren in Weißenborn statt. 200 Bändchen als Festabzeichen wurden in Auftrag gegeben.

Am 22.Dezember 1918 konnte die erste Jahresversammlung mit Wahl des Vorstandes nach dem 1.Weltkrieg erfolgen. Die Erleichterung über den Frieden war jedem anzumerken. Fortan mussten aber viele Probleme überwunden werden. Neben den schwierigen Lebensverhältnissen nahm die politische Polarisierung zu. Der Turnverein Eichenkranz galt als Verein der „Bürgerlichen“, d.h. als der der Geschäftsinhaber und gut verdienenden Leute.

Das hatte zur Folge, dass sich der „Arbeiter-Turn- und Sportverein zu Weißenborn“ (ATSV) gründete. Die arbeitende Bevölkerung und die Tagelöhner, die meistens ihr Brot in Anstellung bei einem der Unternehmer im Ort oder in der Porzellanfabrik in Hermsdorf hatten, fanden sich im Jahre 1920 zusammen.

Neuaufbau und endlich ein Turnplatz

Neue Sportarten Fußball und Schwimmen kommen in Mode

Weißenborn war 1921 wiederum Zielort der Gauturnfahrt. Im Sommer 1921 fand dabei die Platzweihe des neuen Sportplatzes auf dem Kompaßberg statt.

Wie beim ATSV war auch im Turnverein Eichenkranz Interesse am Fußball vorhanden. So beschloss die Vereinsversammlung der TVE um Frühjahr 1921 den Kauf eines Fußballs. Bis der Turnplatz auf dem Compaßberg fertig war, wahrscheinlich aber auch später, trafen sich die Fußballfreunde aus den Vereinen auf verschiedenen Flächen. Beispielsweise spielte man in Richtung Eisenberg auf der zweiten, so genannten „Rehwiese“. Außerdem jagte man dem Ball im Mühltal hinterher. In der Nähe des heutigen Holzbetriebes der Familie Winkler nutzte man eine Wiese - genauso wie eine der Familie Rolsch am Ortsrand.

Jeder Sportverein, die Eichenkränzler als auch die Arbeitersportler, hatten damals eine Mannschaft. Der Turnverein trug grüne Trikots mit einem roten Kragen und schwarze Hosen. Die Bekleidung des ATSV unterschied sich nur im Detail. Nur der Kragen war weiß anstatt rot.

Beide Mannschaften bestritten in den Jahren nur Freundschaftsspiele. Eine Teilnahme am Wettspielbetrieb hätte zu viel Geld gekostet. Zudem hatte der Sportplatz  nicht die notwendige Größe.
Das Interesse am Fußball sollte wegen der fehlenden Maße des Sportplatzes zurückgehen. Später wurde ein Versuch mit einer anderen Ballspielsportart, dem Handball, unternommen.

Die Inflation im Jahre 1923 setzte dem Verein wieder zu. Das mühsam gesparte Geld war über Nacht wertlos. Die Holzpreise verschlechterten sich, worunter die Handwerker litten.

008_Sportplatzbau.jpg Sportplatzbau

Unbeschwerte Vorkriegsjahre

Eichenkranz-Kinderabteilung wuchs immer mehr

Am 3.Juli 1932 marschierte die Kinderabteilung unter Führung des Vorsitzenden Otto Dämmrich „mit fröhlichen Gesängen“ nach Rüdersdorf zum Kindertreffen des 2.Bezirks des Reuß-Weiße-Elster-Gaues. Dem Festumzug folgten die Wettkämpfe, bei denen die Kinder um Eichenkränzchen wetteiferten. Annähernd 280 Kinder aus dem Bezirk waren gekommen. Die Weißenborner Teilnehmer errangen bei 48 Wettkämpfen 36 Siege. Damals war es so, dass alle als Sieger galten, die eine bestimmte Leistung erbracht hatten.
Als Siegerinnen und Sieger gingen damals hervor: Wally Hennig, Liesbeth Bennemann, Helene Klaus, Anneliese Riedel, Marianne und Magdalene Roßmann,  Margarete Schauer,  Margarete Präßler;  Lieselotte Patzschke,  Magdalene Grötsch,  Ilse Hennig, Vera Weise und Elfriede Schuster; Otto Beyer, Kurt Büchner, Gerhard Kunze, Werner und Kurt Kurze, Gerhard Kornmann, Herbert Klaus, Fritz Meißner, Erich und Kurt Plötner, Heinz Riedel und Kurt Bennemann sowie Max Sperhake, Werner Winkler, Max Werner, Werner und Horst Dämmrich, Artur Schmidt,  Helmut Patzschke, Rolf Plötner, Kurt Schauer und Willy Klaus.

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Jubelfeier trotz Hochwasser

Eine Woche vor der 50-Jahr-Feier sinnflutartiger Regen über dem Holzland

Ein schweres Unwetter zog am 14.Juli 1932 über Weißenborn und Umgebung. Die Rauda trat über ihre Ufer und überschwemmte Straßen und Wege. Nur reichlich eine Woche später sollten die Feierlichkeiten des Turnvereins zum 50jährigen Jubiläum stattfinden. Trotz aller Sorgen und Arbeiten, die das Hochwasser mit sich brachten, wurde das Festwochenende begangen. Für die Feierlichkeiten hatte der Verein schon 1924 die Lagen, also die Mitgliedsbeiträge, erhöht.

Am 23.Juli konnte der Werbeabend des Vereins zu einem großen Erfolg werden. Zu Fuß, per Fahrrad, mit dem Schnell-Lastwagen oder mit der Bahn kamen Turnerinnen und Turner aus Nah und Fern - aus den Tälerdörfern, Gera, Eisenberg, aus Zeitz und den entlegensten Winkeln des Gaugebietes. Im Saale des „Thüringer Hofes“, der bis auf den letzten Platz gefüllt war, begrüßte der Vorsitzende Otto Dämmrich alle Gekommenen und gab einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins. Für die Umrahmung waren u.a. die eigenen Turnerinnen und Turner, der Männergesangverein und die „Riege Frohsinn“ aus Langenberg verantwortlich. Mit einem goldenen Eichenblatt mit Widmungsschleife wurden die anwesenden Gründer Louis Dämmrich, Otto Füchsel, Traugott Dämmrich, Karl Bachmann und Karl Broße geehrt. Sie waren von den elf noch lebenden Gründern des Jahres 1882 anwesend. Die Grüße der Deutschen Turnerschaft überbrachte Studienrat Winderlich aus Zeitz. Aus seinen Händen erhielt Otto Dämmrich für sein langjähriges Wirken den Gauehrenbrief. Ein Tag später waren die Wettkämpfe angesetzt. Dass das Wetter dem Jubiläumsverein nicht hold war und es in Strömen regnete, tat der Stimmung der Sportler und Gäste keinen Abbruch. Lediglich die Teilnehmerzahl sank ein wenig, da einige Auswärtige aufgrund der Wetterlage nicht den Weg nach Weißenborn auf sich nahmen. Mit einiger Verzögerung begannen am Sonntag vormittag die Wettkämpfe auf dem Sportplatz auf dem Compaßberg, der wegen des Regens in keinem guten Zustand war. Dem Kampfgeist der Sportler tat der schlechte Rahmen keinen Abbruch. 157 Unentwegte waren gekommen. Die Turnerinnen und Turner maßen ihre Kräfte im Dreikampf. Bester Weißenborner in der 1.Klasse der Turner war Artur Büchner, der die drittbeste Punktzahl erreichen konnte.

Insgesamt erfüllten 70 Teilnehmer der verschiedenen Klassen die Norm, um als Sieger mit Kranz oder Eichenstrauß ausgezeichnet zu werden. Die Zuschauer spendeten viel Beifall. Sie hatten auch wie die Aktiven mit den Widrigkeiten des Wetters zu kämpfen. Mit Mänteln, Schutzanzügen, Zeltplanen und Badekappen suchte man Schutz vor dem Regen.

Die Sportler mit den höchsten Punktewerten in den einzelnen Wettkämpfen:
Dreikampf (100-Meter-Lauf, Steinstoßen (15 Kilogramm), Weitsprung - Turner 1.Klasse (19 bis 32 Jahre): Rudi Plötner (Klosterlausnitz); Turner 2.Klasse (33 bis 39 Jahre): Paul Weckel (KTV Zeitz); Turner 3.Klasse (40 Jahre und älter): Fritz Prager (Klosterlausnitz); Dreikampf (75-Meter-Lauf, Kugelstoßen (4 Kilogramm), Hochsprung) - Turnerinnen: Annemarie Geißler (Turngemeinde Zeitz); Jugendturnerinnen: Elly Hartung; Dreikampf (100-Meter-Lauf, Kugelstoßen (5 Kilogramm), Dreisprung) – Jugendturner (Jahrgänge 1914/15): Hans Schröder (MTV Zeitz); Jugendturner (Jahrgänge 1915/16): Fritz Bausch (Münchenbernsdorf).

Ein großer Festumzug durch den Ort folgte Sonntagnachmittag als Höhepunkt. Glücklicherweise zog der Wolkenhimmel auf und die Sonne blickte nunmehr zaghaft auf die Festgemeinde. Geführt von einem Reiter marschierten die Spielmannszüge gefolgt von drei Kutschen, in denen die Gründer saßen. Dann schlossen sich die Kinderabteilung, der Militär- und Kriegerverein, der Männergesangverein Weißenborn, der Gauturnrat, die Turnvereine mit ihren Turnern nach ihren Bezirken eingeteilt und am Schluss die Eichenkränzler an. 12 Fahnen und Wimpel wehten im Wind. 300 Turnerinnen und Turner waren neben den Gästen im Festzug. Die Häuser im Ort waren geschmückt und in der heutigen Eisenberger Straße stand eine große Ehrenpforte mit einem „Willkommen“-Schild. Der Troß zog zum Sportplatz. Freiübungen unter Bezirksoberturnwart Brünner aus Zwötzen kamen zur Darbietung wie die der Weißenborner Kinderabteilung, die sie selbst eingeübt hatte. Bei den Ausscheidungsläufen in der 4x100-Meter-Pendelstaffel plazierten sich die Weißenborner für den Endlauf, der dann in der Halbzeitpause des Handball-Freundschaftsspiels zwischen Deuben und Klosterlausnitz zur Austragung kam. Das Handballspiel endete mit 6:2 für die Ortsnachbarn aus Klosterlausnitz. Der Abend gehörte dem Festball, der sehr gut besucht war.

Dass am Festnachmittag ein Handballspiel durchgeführt wurde, hatte den Hintergrund, dass sich auch die Weißenborner bemühten, in dieser Sportart Fuß zu fassen. In der Region bestand schon ein reger Spielbetrieb und auch der Turnverein Eichenkranz begann mit dem Aufbau im Kinderbereich.

Die Turnvereinigung Klosterlausnitz mit ihrer Handballabteilung legte den Weißenborner Eltern und Knaben nahe, doch lieber in einer ihrer Mannschaften zu spielen. Der Verein aus dem Nachbarort spielte schon länger Handball und ahnte schon zu diesem frühen Zeitpunkt, was sich später abzeichnen sollte. Das Sportangebot in Weißenborn war sehr traditionell geprägt, also vom Turnen. Aufstrebende Spielsportarten erfuhren daher keine größere Unterstützung und der zu kleine Turnplatz tat sein übriges, so dass der Handball in Weißenborn mit der Zeit wieder einschlief. Folgende Ergebnisse aus jener Zeit sind bekannt: Im August 1932 unterlag die 1.Weißenborner Knabenmannschaft in Pflichtspielen dem Turnerbund (TB) Hermsdorf mit 1:10 und der Turngemeinde Eisenberg von 1848 mit 4:10. Die 2.Kna-ben gewannen im September zu Hause gegen die 2.Mannschaft des TB Hermsdorf mit 6:0.

016_holzl_anzeige_50j.jpg TV Eichenkranz

Eichenkranz-Athleten erfolgreich

Kriegspolitik bringt Veränderungen für Turnverein

An der Gaumeisterschaft und den Vereinsmehr-kämpfen des Reuß-Weiße-Elster-Gaues Anfang September 1932 auf der städtischen Kampfbahn in Zeitz nahm auch eine Weißenborner Riege teil. Herausragende Ergebnisse konnte die Presse nach Abschluß der Wettkämpfe mitteilen. Artur Büchner erlangte die Gaumeisterwürde im Diskus mit 30,41 Metern. Im Vierkampf für Landvereine erzielte die Eichenkranz-Riege den zweitbesten Punktwert. Nur der Turnerbund Langenberg war besser. 1933 änderte sich die politische Landschaft radikal. Mit dem Wahlgewinn der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands kam das Aus für die Arbeitersportgemeinschaften. Der ATSV Weißenborn fiel dem Verbot der Partei zum Opfer und musste aufgelöst werden. Das Eigentum wurde beschlagnahmt.

Viele Arbeitersportler versuchten, im Turnverein Mitglied zu werden. Aufgrund der damaligen schwierigen Verhältnisse war das aber kein leichtes Unterfangen. Vorurteile und die gespaltene Gesellschaft machten das kaum möglich. Die Sportgeräte jedenfalls wurden vom Turnverein Eichenkranz übernommen.

Der politische Wandel hatte Auswirkungen auf den gesamten Sportbetrieb. Der Turnverein war gezwungen, 1936 die vorgegebene Einheitssatzung anzunehmen, um den Weiterbestand zu sichern. Der Verein musste sich loyal gegenüber den Nationalsozialisten geben, ansonsten hätte die Auflösung gedroht. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war es zur Gleichschaltung der Sportvereine gekommen und das Führerprinzip war eingeführt worden. So musste sich der Vereinsvorsitzende fortan Führer nennen und von der Ortsgruppe der Partei bestätigt werden. Wahlen gab es nicht mehr. In Weißenborn zogen sich einige der noch vor wenigen Jahren so erfolgreichen Sportler und im Vorstand tätigen Mitglieder zurück. Bis zum Ausbruch des Krieges widmete man sich in Weißenborn trotzdem weiter intensiv dem Sport, man versuchte sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.

Auf sportlicher Ebene knüpfte man an die erfolgreichen Ergebnisse der letzten Jahre an. Am 27.August 1933 wurden die Eichenkränzler mit Max Büchner, Fritz Büchner und Erich Grunert bei den Vereinswehrkampf- und Gaumeisterschaften in Zeitz Erste unter 14 startenden Landvereinen. Außerdem wurde Artur Büchner im Steinstoßen mit 7,92 Metern und im Kugelstoßen mit 10,58 Metern zweimal 2.Gaumeister.

Der Ausbruch des 2.Weltkrieges drängte die Aktivitäten des Turnvereins in den Hintergrund. Walter Tümmler, Vater des heute dienstältesten Vereinsmitglieds Roland Tümmler, wurde 1939 zum Vorsitzenden gewählt. Mit ihm als Vereinsführer enden die Eintragungen in den Protokollbücher des Turnverein Eichenkranz. Walter wurde zum Militär eingezogen und hatte gerade seine Grundausbildung absolviert, als am 1.September 1939 der 2.Weltkrieg ausbrach.

Nachdem immer mehr Männer in den Krieg ziehen mussten, ruhte die Vereinsarbeit. Erst nach dem 8.Mai 1945, dem Tag der Kapitulation Deutschlands, konnte wieder an den Sport gedacht werden. Natürlich hatten vorerst alle ihre alltäglichen Sorgen und Probleme zu bewältigen. So waren es vornehmlich die Kinder, die Sport trieben.

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