Im Gespräch mit Dirk Wagner (Ex-Trainer von Borussia Düsseldorf, jetzt an der Werner-Schlager-Academy in Österreich und nicht zuletzt Thüringer)


Im E-Mail-Adressbuch schlummerte Dirk Wagners Adresse und so erhält der noch 38-Jährige, er hat diese Woche Geburtstag, auch den neuen Newsletter des WSV.

Dirk antwortete prompt: „Guten Tag aus Österreich, da mich dankenderweise Euer Newsletter erreichte möchte ich natürlich Grüße ausrichten.“

Die nette Nachricht nahm Jens Büchner zum Anlass, einmal länger mit seinem ehemaligen Doppelpartner zu sprechen.


Kurzporträt:
Dirk war in seiner Kindheit aktiv als Turner und Leichtathlet und spielte Tischtennis nur hobbymäßig. Bei Einheit Elsterberg, in Jena und beim Post SV Zeulenroda spielte Dirk Tischtennis.
Als der Thüringer Tischtennis-Verband im Jahre 1994 einen neuen Verbandstrainer suchte wurde er eingestellt und begann das neuaufgebaute Stützpunktsystem zu betreuen.
Aufgrund von finanziellen Problemen erfolgte 2003 keine Verlängerung seines Vertrages. Jedoch fand sich aufgrund seines schon damals anerkannten Fachwissens schnell eine Stelle beim Deutschen Tischtennis-Bund, wo er unter anderem bei verschiedenen Nationalmannschaften und der Talentsichtung mitarbeitete.
Im Jahr 2004 wurde Dirk bei Borussia Düsseldorf als Co-Trainer an der Seite von Andreas Preuß eingestellt. Seit dem 1. Juli 2006 fungierte er als hauptamtlicher Cheftrainer beim Bundesligisten Borussia Düsseldorf. Am 30. Juni 2010 lief Dirks Vertrag bei Borussia aus und wurde nicht verlängert.
Ab diesem Sommer arbeitet Dirk an der Werner-Schlager-Academy in Wien.

Hallo Dirk, alter Haudegen, wie geht es Dir? Zuletzt haben wir uns vor Jahren in Leipzig bei den German Open gesehen, als Du u.a. Zhenqi Barthel betreut hast.
Momentan versuche ich, hier in Österreich strukturell sowohl privat als auch jobtechnisch alles ins Laufen zu bekommen. Das macht ne Menge Freude und schaut auch sehr verheißungsvoll aus. Ich denke, es wird auch Euch interessieren, was die Werner-Schlager-Academy so alles auf den Weg bringt.

Ja, lass’ uns darüber reden. Vornweg noch etwas anderes. Dein Trainervertrag in Thüringen wurde 2003 aufgelöst. Eigentlich war das doch ein Glücksfall?
Im Nachhinein kann man das mit Sicherheit so sehen. Ich war jedoch zum damaligen Zeitpunkt sehr traurig, da auch verschiedenste Bemühungen hinsichtlich der Verbandsentwicklung und Etablierung junger Sportler in der nationalen Spitze endlich Früchte trugen.

Wie kam der Kontakt nach Düsseldorf zustande?
Ich war ja schon mehrere Jahre als Assitenztrainer beim DTTB tätig. So kannte man mich schon und über Dirk Schimmelpfennig und Eva Jeler kam der Kontakt mit Andreas Preuss zustande.
 
Was waren für Dich die Highlights in der Arbeit bei Borussia?
Grundsätzlich schon einmal die ersten Trainingstage. Von heute auf morgen mit den ganz großen in der Halle zu stehen war schon etwas aufregendes. Sicher dann später mehr und mehr die zahlreichen Titel und internationalen Medaillen. Vor allem Olympiasilber der Mannschaft und der Gewinn aller drei möglichen Titel in meiner letzten Saison waren absolute Höhepunkte meiner Zeit in Düsseldorf.

Täuscht der Eindruck oder wolltest Du bei Borussia nicht im Vordergrund stehen? Über allem schien so oder so Andreas Preuß zu strahlen?!
Der Eindruck täuscht nicht. Ich bin nicht unbedingt so profilneurotisch veranlagt. Für mich steht der Erfolg, für den ich nun mal in allererster Linie verantwortlich bin, absolut im Vordergrund. Dass es in diesem Geschäft nicht verkehrt ist, sich „gut zu verkaufen“, steht sicher außer Frage. Die Rückmeldung meiner Sportler und der mir nahestehenden Personen bestätigten mich aber in meiner Art und Weise mit diesen Dingen umzugehen.

Im „dts“ (Deutschen Tischtennis-Sport) kam auch nicht klar raus, warum Danny Heister ab 1. Juli zum neuen Cheftrainer gemacht wurde und Dein Vertrag nicht verlängert wurde. Woran lag es?
Da gibt es viele Gründe. In allererster Linie muss man klar sagen, dass dieses Geschäft sehr kurzlebig ist. Wir waren nicht immer einer Meinung und ich war auch nur bedingt bereit von meinen Vorstellungen abzurücken. Irgendwann erschien es halt Borussia Düsseldorfs Verantwortlichen an der Zeit „neue Impulse“ zu setzen. Da traf es sich ganz gut, dass ich gemeinsam mit Mario Amizic und Richard Prause bei Werner Schlager hoch im Kurs stand. Somit war es für mich der logische nächste Schritt.

Nun hat es Dich nach Österreich gezogen. Hat Dich Werner Schlager angesprochen, ob Du bei seinem ehrgeizigen Projekt mitmachst?
Wie gesagt habe ich schon längere Zeit mit Amizic und Prause gut harmoniert. Gemeinsam haben wir mit den von uns betreuten Aktiven sehr sehr viele Titel und Medaillen gewonnen. Darüber hinaus schätzen wir uns auch persönlich sehr. Werner Schlager blieb das nicht verborgen und somit kamen wir erstmals bei den Österreich Open im Jahre 2008 ins Gespräch.

Wie sehen Deine Aufgaben aus?
Hauptsächlich werde ich versuchen, hier in Schwechat an der WSA eine Struktur aufzubauen und mit Leben zu füllen, welche allen Ansprüchen an ein Top-Profizentrum erfüllt. Ich werde also nicht so viel bei Meisterschaften oder Turnieren betreuen sondern ganz banal für das tägliche Training hier vor Ort zuständig sein.

Wo geht die Entwicklung im Tischtennis hin - sportlich? Was denkst Du? Zuletzt wurde im „dts“ ja u.a. über Damen in Herrenmannschaft diskutiert.
Du, das weiss ich nicht besser als viele andere. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir in nicht allzu langer Zeit wieder die eine oder andere Regeländerung haben werden. Bisher gab es jedes Mal einen Aufschrei aber mit etwas Abstand beurteile ich jede Änderung positiv. Es wird weiter das Bestreben sein, Tischtennis in der Sportlandschaft stärker zu platzieren aber auch der demographischen Entwicklung an der Basis Rechnung zu tragen. So lange verantwortungsvolle Personen den Mut aufbringen Dinge zum Wohle unseres Sportes zu ändern und auch den Mut haben diese Entscheidungen bei veränderten Bedingungen wieder zurückzunehmen mache ich mir um das Tischtennis keine Sorgen.

Die kleinen Verbände wie der Thüringer wurden durch die Veränderung der Stimmenverhältnisse im DTTB zuletzt stark geschwächt. Hast Du das alles verfolgt?
Da muss ich leider sagen, dass ich durch die permanente Titel- und Medaillenjagd etwas Basiswissen verloren habe. Ich kenn die Verantwortlichen beim DTTB ganz gut und denke und hoffe, dass diese Dinge ebenfalls zum Wohle unseres Sportes entschieden wurden. Leider ist es oftmals beim Streben nach dem Maximalergebnis unausbleiblich, dass die „Kleinen“ auf der Strecke bleiben.

Ist die sportpolitische und sportliche Ausrichtung des DTTB in Deinen Augen in Ordnung? Ich frage, weil mir persönlich die Breite im Tischtennis zu wenig unterstützt wird. Gerade die ist aber doch die Basis!
Ich würde mir auch etwas mehr Breite wünschen. Es ist sicher, dass dies auch im Sinne des DTTB ist. Hier kommt man aber wohl mit seinen Ressourcen sowohl personell als auch finanziell ans Limit.
 
Weg vom „großen“ Sport. Wie geht es Dir privat?
Mir geht es sehr gut. Ich bin seit 5 Jahren glücklich verheiratet und habe zwei Kinder. Diese zwei süßen Wesen bereichern mein Leben auf eine nie zuvor dagewesene Art und Weise und ich bin sehr glücklich das ich hier an der Werner-Schlager-Academy etwas mehr Zeit für meine Lieben finden werde.

Wo wohnt Ihr jetzt in Österreich?
Wir haben ein kleines Häuschen ca. 15 Kilometer von der Wien-Schwechat entfernt gemietet. Der Ort heißt Fschamend und befindet sich ca. 25 Minuten vom Stadtzentrum Wiens südlich gelegen.

Ist die Arbeit in Deinem neunen Job ebenso aufwendig mit Reisen verbunden wie zuletzt in Düsseldorf?
Das will ich nicht hoffen. Nein im Ernst; es wird sicherlich auch gereist aber gerade am Anfang werde ich mehr zu hause sein. Später möchte ich die Großveranstaltungen wie WM, EM oder Pro Tour anschauen oder betreuen. Man muss immer am Ball bleiben sonst kann man auch nicht vernünftig im Training arbeiten. Und gerade auch im Nachwuchsbereich muss ich Informationen sammeln. Da war ich nun geraume Zeit nicht mehr und werde daher zum Beispiel zu den Jugend-Weltmeisterschaft fahren.

Erinnerst Du Dich noch an unsere gemeinsamen Doppel bei den Nachwuchs-Bezirksmeisterschaften?
Selbstverständlich tue ich das. Damals war die Tischtenniswelt für uns noch etwas kleiner aber mindestens genauso wichtig. Ich denke, dass ich mich in den vergangenen Jahren noch steigern konnte und heute einen noch besseren Partner für Dich abgeben würde.

Spielst Du eigentlich noch oder kannst Du Tischtennis jetzt nur noch „unterrichten“? ; )
Ich fange gerade wieder mit etwas TT an. Zuletzt kam ich so auf 15 Minuten wöchentlich im Durchschnitt. Mein derzeitiges Niveau dürfte aber für die Thüringer Verbandsliga oder selbst die Thüringenliga noch ausreichen.

Du hast Dich die ganze Zeit für Deine alte Heimat interessiert und die Tischtennisszene hier in Thüringen verfolgt…
Ich stehe regelmäßig in Kontakt mit Jörg Müller vom Post SV Zeulenroda und der Familie Schädlich in Altenburg. Das sind enge Freunde und gerade auch mit den Altenburgern verbindet uns privat eine gute Freundschaft. In Düsseldorf hatte ich natürlich täglich Kontakt mit Vu Tran Le. Hier und da bekam ich auch andere Sportler oder Trainer zu Gesicht. Zu guter Letzt informierte mich der Thüringer Tischtennis-Verband ja auch noch per Newsletter.

Was sagst Du zu Zeulenroda & Co.?
Dort passieren ganz normale Dinge. Es gibt immer Entwicklung und diese geht nicht beständig in eine Richtung. Ich bin froh, dass der Jörg Müller vernünftig wirtschaftet und nicht eine Söldnertruppe aus dem Ausland finanziert. Der Weg, mit einheimischen Talenten neu anzufangen, ist goldrichtig und war auch die logische Konsequenz aus der Entwicklung der letzten Jahre. Alle Kinder werden mal groß und verlassen dann früher oder später ihr Elternhaus. Das ist im Tischtennis auch nicht anders als im normalen Leben.

Werden wir jetzt regelmäßig von Dir hören?
Ich bin und war nie weg. Wer mit mir kommunizieren wollte, konnte es jederzeit tun.

Dann danke ich Dir für den netten Schwatz! Für Dich, Deine neue Aufgabe und natürlich Deine Familie alles Gute!
Danke und bis bald mal wieder! Liebe Grüße an alle, die mich noch kennen!

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