Sport in Weißenborn nach 1945
Politik ordnet Neugründung an
Artur Schmidt nahm Gründung der BSG in die Hand und hauchte Vereinssport Leben ein
Im Rahmen des Aufbaus von Sportvereinen war auch Weißenborn angehalten, den Sport im Ort zu organisieren. Während in den anderen Besatzungszonen die bis zum 2.Weltkrieg existierenden Vereine wieder unter ihrem früheren Namen aufleben durften, waren in der sowjetischen Besatzungszone alle Vereine verboten worden. Mit den alten Vereinstraditionen musste gebrochen werden. Verbindungen von den neu zu gründenden zu den vor dem Krieg aktiven Vereinigungen wurden untersagt. Bei der Namensgebung musste darauf geachtet werden, dass zu ehemaligen Vereinen keine Parallele sichtbar wurde. Vorgaben waren einzuhalten. Die neue Regierung wollte sich damit klar und eindeutig von dem alten Gedankengut der Nazi-Zeit distanzieren.
Da jeder Verein einen so genannten Trägerbetrieb zugewiesen bekam, spiegelte sich deren Bezeichnung kurzerhand in dem Vereinsnamen wider. Als Beispiele für unsere Region können Firmen der chemischen sowie der Glas- und Keramikindustrie (BSG Chemie Hermsdorf) oder Betriebe der Metallurgie (BSG Stahl Eisenberg) genannt werden. Die Trägerbetriebe sind aus heutiger Sicht mit Sponsoren vergleichbar. Sie gewährten finanzielle und materielle Unterstützungen. Allerdings war die Höhe der Förderung immer von der betriebenen Sportart und den Möglichkeiten der Betriebe abhängig.
Da in Weißenborn die Landwirtschaft mit der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft“ (LPG) ansässig war, musste mit der Gründung des neuen Vereins der Name „Traktor“ getragen werden. Dass der Verein einem Betrieb quasi angeschlossen war, unterstrich der Zusatz „Betriebs-Sport-Gemeinschaft“ (BSG). Durch diese Bezeichnung war der Sportverein auch gleichzeitig in der Vereinshierachie der DDR platziert. In der Rangfolge ganz oben standen später die Sportclubs (z.B. SC Motor Jena). Die BSGen spielten eine untergeordnete Rolle und wurden in der Sportförderung wenig beachtet. Die Vereine hatte zudem ihre besten Sportler an die SCs abzugeben. In den Sportklubs erhoffte man sich, durch die Einrichtung von Leistungszentren und der damit verbundenen Konzentration der erfolgreichsten und talentiertesten Sportler eine Leistungssteigerung und Anhebung des Niveaus des Spitzensports. Von so etwas war man in Weißenborn natürlich weit entfernt.
Die DDR unterstützte von Beginn an den Aufbau von Sportvereinen, nur war es nicht das Ansinnen der Politiker, einen Wiederaufbau der einst existierenden Vereine zu unterstützen. Es sollten völlig neue Vereine entstechen. Die Ursprünge der neuen Klubs waren dann aber doch in den ehemaligen Vereinen zu finden. Die traditionell betriebenen Sportarten wurden nach Möglichkeit wieder aufgebaut. Einige Mitglieder des früheren Vereins waren federführend an der Neugründung beteiligt.
In Weißenborn bekam der gerade 31jährige Arthur Schmidt von politischer Seite die Aufgabe übertragen, die Gründung einer Betriebs-Sport-Gemeinschaft in die Hand zu nehmen und durchzuführen. Er war vor dem Krieg schon Mitglied im Turnverein gewesen. Die anstehende Gründung der neuen BSG wurde bekannt gemacht und dazu einzuladen.
Am 2.Mai 1952 fand die konstituierende Sitzung in der großen Gaststube des Thüringer Hofes statt. Der organisierte Sport in Weißenborn erlebte seine Wiedergeburt. Zum Vorsitzenden wurde Arthur Schmidt, zum Kassierer Alfred Sucker gewählt. Knapp 30 Mitglieder erklärten an diesem Tag bzw. wenig später ihre Mitgliedschaft. Bei dieser Gründungsversammlung und den folgenden Sitzungen sprach man über Sportarten, welche man in der BSG betreiben wollte. Geplant waren neben dem Geräteturnen, das in Weißenborn eine lange Tradition gehabt hatte, und der Leichtathletik auch Radball, Tischtennis und Boxen. Radball war bis zum Krieg von einigen Enthusiasten auf dem Saal im „Thüringer Hof“ gespielt worden und sollte weitergeführt werden.
Die vielen guten Vorhaben konnten anfänglich nur teilweise umgesetzt werden. So standen am Beginn des BSG-Lebens das Geräteturnen und das Tischtennis. Das Maibaumsetzen wurde im Monat der Gründung im Verein angesiedelt und wurde bis 1995 organisiert.
Aus der früheren Sportzeit waren für das Turnen noch ein Barren, ein Pferd, ein Reck und Kokusmatten vorhanden. Mit diesen Sportgeräten und mit ihrer Erfahrung als frühere Turner begannen Kurt „Ull“ Dämmrich, Walter Tümmler und Horst „Bachdicks“ Dämmrich mit Kindern aus dem Ort zu üben. Das Turnen schlief dann aber langsam ein.
Die Aufnahmen neuer Mitglieder und die Übergabe der Mitgliedsausweise wurden in der Anfangszeit sehr feierlich vorgenommen. So erinnert sich Roland Tümmler, dass er seinen Ausweis im „Thüringer Hof“ erhielt. Nach dem offiziellen Teil des Vereins fand dann ein Tanz statt.
Schon im Herbst 1952, also kein halbes Jahres nach der Gründung, nahm die Tischtennismannschaft in der Kreisklasse am Spielbetrieb teil. Die Männer der ersten Stunde waren Manfred Büchner, Manfred Fröhlich, Manfred Beyer, Karl Lange, Werner Büchner, Achim Dämmrich, Erhard Bösger und Rolf Vogel. Bis auf den Saal des „Thüringer Hofes“ umgezogen wurde, trainierte man u.a. in der Arbeitsstube von Otto Dämmrich. Dessen Sohn hatte später an der gleichen Stelle, Eingang Mühltal, ein Leitern- und Holzwarenbetrieb. Gespielt wurde auf teils selbstgebauten Tischen.
Zu den Auswärtsspielen nach Bürgel, Etzdorf, Rauschwitz und den anderen näheren Spielorte wurde bis Ende der 50er Jahre mit dem Fahrrad gefahren. Erst mit der Einführung der erweiterten Kreisligen, die die Mannschaft bis nach Jena führte, stieg man auf den Zug bzw. später auf Motorrad und Auto um. „Sechs-Uhr-Drei“ war eine magische Zeit, denn um diese Zeit fuhr der Zug auf dem Bahnhof in Hermsdorf ab.
Wie früher die Turner so nutzten die Tischtennisspieler den Saal des „Thüringer Hofes“, um dort zu trainieren und Spiele durchzuführen. Das war allerdings nicht immer so einfach, zum einen war man immer vom Wohlwollen des Wirtes abhängig. Zum anderen wurden auf dem Saal im Sommer bis in den Herbst hinein für die Urlauber Veranstaltungen organisiert. Weißenborn war in den 50er bis hin in die 70er Jahre ein Urlauberort dank der Nähe zum Mühltal und der herrlichen Waldgebiete. Neben den Zimmern im „Thüringer Hof“ fanden die Gäste auch in Privatzimmer der Weißenborner Einwohner ein Domizil. Die Tischtennisspieler mussten in der Hochsaison oft auf die Trainingszeiten verzichten.
Das hatte zur Folge, dass die Mannschaft der BSG Traktor immer schlecht in die Saison startete. In die meist im September beginnende Saison mussten die Weißenborner Spieler ohne Training gehen. Das schlug sich in den Ergebnissen wieder. Nachdem in der Vorrunde der eigenen Form hinterhergelaufen wurde, war man der 2.Halbserie stets stärker. Als der Wirt des „Thüringer Hofes“ wechselte, besserten sich die Bedingungen für die Sportler. Da Herr Lettermann selbst ein begeisterter Tischtennisanhänger war und sein Sohn in Eisenberg spielte, konnte man öfters auf den Saal. Zeitweise übernahm der Wirtsmann auch das Training der Weißenborner Tischtennisspieler.
Verein wird zur Tischtennis-Hochburg
Mit Erfolgen immer mehr Aufmerksamkeit – Auch andere Sportarten fanden sich
Als Ende der 50er Jahre die Gedanken reiften, eine Turnhalle zu bauen, wurde das von den Sportlern des Vereins unterstützt. Schließlich bestand die Aussicht auf bessere Trainingsbedingungen. Der Turnhallenbau wurde vorangetrieben, da die Schule ebenfalls dringend bessere Voraussetzungen für den Schulsport benötigte. 1959 wurde die Bauzeichnung abgenommen und bestätigt. Im September 1961 konnte die Turnhalle eingeweiht werden.
Mit dem Bau der Turnhalle war der Weg für eine Nachwuchsarbeit gelegt. Im Tischtenis konnte nunmehr unabhängig der Urlauberzeit trainiert werden. Auf den Saal war die Sektion nicht mehr angewiesen. Erfolge sollten sich schnell einstellen. Winfried Kunert entpuppte sich als das größte Talent. Der Linkshänder erreichte nicht nur gute Platzierungen bei diversen Meisterschaften, er wurde auch schnell zu einer Verstärkung in der 1.Herrenmannschaft. Einer anderer erfolgreicher Nachwuchssportler jener Zeit war Achim Plötner. Der Allroundtalent war nach Winfried Kunert der zweite richtig erfolgreiche Akteur in den Schüler- und Nachwuchsklassen.
Schnell galt die BSG Traktor als der Verein mit der besten Nachwuchsarbeit im Tischtennis im Kreis. Selbst in der Kreisstadt Eisenberg, wo es zig Vereine gab und deren beste Mannschaft zeitweise sogar in der DDR-Liga spielte, konnte da nicht mithalten. Bei den Kreismeisterschaften 1968 beispielsweise kamen alle Sieger bis auf die im Mädchen-Einzel aus Weißenborn. Es dauert nicht lange, dann waren die Schülerinnen um Ilona Spacek soweit, dass sie keiner mehr schlagen konnte.
Präsenz hatte die BSG Traktor auch bald auf der DDR-Ebene. 1969 qualifizierte sich die Schülermannschaft mit Wolfgang und Rolf Weise sowie Helmut Wiegand und Ekhardt Peter für die Endrunde in Bad Schmiedeberg. Dieses Kunststück schafften auch die Mädchen im Jahre 1972 .
Im Bezirk Gera spielte der Verein eine zunehmende wichtige Rolle im Nachwuchsbereich. Die gute Arbeit durch Übungsleiter Roland Tümmler und seine Mitstreiter spie-gelte sich immer wieder durch Ränge bei Meisterschaften und Spartakiaden wider. Helmut Wiegand war Anfang der 70er Jahre das Aushängeschild bei den Jungen. 1972 war er bei den Zentralen Kinder- und Jugendwettkämpfen der DDR mit dem Jenaer Bernhard Bach Dritter im Doppel geworden und erreichte wenig später beim Sonderklassenturnier der Schüler den 6.Rang. Bei der Jugend war er zwei Jahre später noch einmal am Start. Das Sonderklassenturnier war die wichtigste Ausspielung in der DDR mit den besten zwölf Spielern aus den 15 Bezirken. Die Teilnahme am Sonderklassenturnier sicherte sich auch Ilona Spacek, als sie noch im Schülerinnenalter (Altersklasse 12 und jünger) war. Sie wurde 1972 beachtliche Achte.
Größter Erfolg jener Tage war die Qualifikation der Damenmannschaft für die DDR-Liga. In der Saison 1971/72 war die BSG Traktor einer von zwei Vereinen, die neu für die Bezirksliga meldeten. Die jungen Damen waren alle um die 12 bis 14 Jahre und belegten bei ihrem Debüt den 3.Platz. 1973/74 war die Mannschaft so spielstark, dass sie sich den Titel im Bezirk holte und sich für die DDR-Liga qualifizierte. Das Spieljahr wurde dann zum Abenteuer und unvergeßlich für die Spielerinnen.
Planerfüllung und Organisation wichtig
Vorgaben des DTSB mussten gepackt werden – Um 1970 gründet sich Damengruppe
Der Sportverein bestand zu jener Zeit fast gänzlich aus der Tischtennisabteilung. Genauere Angaben liegen zwar nicht mehr vor, aber die Leichtathletik war fast gänzlich verschwunden wie auch die Sektion Wintersport, obwohl diese teilweise noch in den 80er Jahren in den offiziellen Statistiken des Deutschen Turn- und Sportbundes genannt wurde. Um das Jahr 1970 war die Gymnastikgruppe hinzugekommen. 1982 sollte sich die Aerobicgruppe finden.
Den Vereinsvorsitz hatte seit 1960 Reiner Moreth inne und das schließlich bis 1986. Dank seiner guten Kontakte genoss der Verein ein gutes Ansehen und feierte 1977 das 25jährige Vereinsjubiläum. Auf das wahre Gründungsdatum konnte sich der Verein aus politischen Gründen nicht berufen, weshalb das Jahr 1952 als Ursprungsjahr galt. Im „Thüringer Hof“ gab es bei der Festveranstaltung ein Stelldichein ehemaliger Mitglieder und Sportler, dazu waren viele Ehrengäste gekommen.
Positive Auswirkungen hatte die Zusammenarbeit mit der Schule. In den sogenannten Arbeitsgemeinschaften wurde den Schülern in der Freizeit ein breites Angebot gemacht. Auch die Tischtennisabteilung bot Zeiten an und hatte einen immensen Zulauf.
Der Verein verrichtete viele Arbeiten an der Turnhalle und half so u.a. beim Dachdecken Anfang der 80er Jahre.
Zwischen 1970 und 1989 variierte die Mitgliederzahlen im Verein. Das hatte aber nicht den Grund, dass es eine großen Fluktuation gab. Die damals verordneten Vereinbarungen und Zielstellungen durch die Partei und die Kreisvertretung des Deutschen-Turn- und Sportbundes waren die wahre Ursache, dass es ein Auf und Ab gab.
So genau wurde es mit den gemeldeten Zahlen nicht genommen. Wichtiger war, dass der Plan – zumindest auf dem Papier – erfüllt war. Das gestaltete sich allerdings nicht einfach. 1984 erhielt der Verein vom Sekretariat des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR mit seinem Kreisvorstand Eisenberg die Planvorgabe, eine Wandergruppe als neue Sektion aufzubauen. Außerdem hatten 20 Erwachsene und zehn Jugendliche das Sportabzeichen ablegen. Die Aufschlüsselung wurde ergänzt durch den Auftrag, einen neuen Übungsleiter zu gewinnen, mindestens 15 Wertungspunkte bei der Kinder- und Jugendspartakiade zu erkämpfen und jeweils eine Lauf- und eine Wanderveranstaltungen zu organisieren. Komplettiert wurde das ganze durch ein Sportfest, das durchzuführen war.
Inhaltlich und fachlich war die Umsetzung löblich aber in der Mehrheit doch fern jeder Realität. So hieß es, das beste aus der Zeit zu machen und sich mit dem Begebenheiten anzufreunden.
125 Mitglieder laut Statistik stellten 1974 die größte gemeldete Zahl dar. Von 1984 bis 1987 wurden 95 Mitglieder angegeben. Mit 99 Vereinsangehörigen ging die BSG Traktor in die Wendezeit.
Mit dem Wechsel an der Vereinsspitze im Jahre 1986 gingen keinen gravierenden Veränderungen einher. Rolf Dämmrich übernahm die Verantwortung als BSG-Leiter.
Bis zur Wende profitierte der Verein von den Möglichkeiten des DDR-Systems. Übungsleiter erhielten für ihre Tätigkeit Möglichkeiten des Zeitausgleichs oder bekamen für Trainingslager wie das in den Winterferien in den 80er Jahren immer Freistellung. D.h., sie mussten nicht auf Arbeit gehen, sondern standen bei voller Bezahlung dem Verein zur Verfügung. Trotzdem lag die Trainertätigkeit im Tischtennis mehr und mehr auf den Schultern von Bernd Büchner. Seine beiden Söhne Jens und Dirk spielten mittlerweile, so dass er sich neben seiner Funktion als Sektionsleiter auch verstärkt als Übungsleiter engagierte.
An die Erfolge der vorangegangen Jahrzehnte konnte die BSG Traktor anknüpfen. Jens Büchner wurde Bezirksauswahlspieler bei den Schüler, Dirk 1989 dreifacher Bezirksmeister bei den Schülern (AK 12 und jünger). Die beiden Brüder und später André Dämmrich qualifizierten sich für überregionale Turniere. Im DDR-Pionierpokal der Schüler zog die Weißenborner Mannschaft 1989 bis in die Zwischenrunde ein und avancierte in der Jugend zum Dauersieger im Landsportpokal im Bezirk Gera.
Eine neue Zeitrechnung beginnt
Mit Erfolgen immer mehr Aufmerksamkeit – Auch andere Sportarten fanden sich
Mit der politischen Wende im Land veränderten sich auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Sport in der DDR und natürlich damit auch für unseren Sportverein.
Die BSG Traktor gehörte der kreislichen Sportvertretung, dem DTSB Eisenberg, an. Mit Wirkung vom 21.August 1990 verloren alle Vereine ihre Rechtsfähigkeit. Die war durch die Mitgliedschaft im DTSB gegeben.
Unser Verein musste sich quasi neu gründen und sich im Vereinsregister eintragen lassen, um als juristische Person zu gelten. Am 5.Juli 1990 wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten. Wichtigste Tagesordnungspunkte waren Neugründung als „WSV 1952“, die Wahlen des Vorstandes und die Festlegung der Beiträge. Die Satzung erfuhr eine umfangreiche Anpassung. Als Vorlage diente die Satzung der TSG Eisenberg/Pfalz.
Am 2.Oktober 1990 erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister des Kreisgerichts Eisenberg unter der Nummer 76. Gemeinsam mit dem Gemeinnützigkeitsbescheid vom Finanzamt war die Vorraussetzung geschaffen, im gerade aus den DTSB-Bezirksverbänden Gera, Erfurt und Suhl gegründeten Landessportbund (LSB) Thüringen beizutreten. Gleichzeitig war der Verein im Thüringer Tischtennis-Verband Mitglied geworden, der ebenfalls in dieser Zeit gegründet wurde. Die Tischtennisabteilung war die einzige Sparte, die aktiven Wettkampfsport betreibt. Weitere drei Abteilungen ergänzten den Verein: die Frauengymnastik, die Aerobic und das Maibaumsetzen.
Eine gravierende Umstellung für den Verein war nach der Wende, dass sich der Sport nunmehr selbst finanzieren musste. Gerade die Aktivitäten der Tischtennisabteilung führten dazu, dass ein fester Sponsorenstamm aufgebaut werden konnte, der über Jahre dem WSV die Treue hielt.
1992 beging die Tischtennisabteilung ihr 40jähriges Bestehen. Erstmals wurde auch versucht, eine Chronik zu erstellen. Mit dem „Turnier der ehemaligen Aktiven“ begannen die feierlichen Tage. Mit einer großen Starterzahl und gutem Besuch wurde die Veranstaltung ein Erfolg. Bei den Herren setzte sich Reiner Moreth vor Gunther Plötner (2.), Bruno Pohl sowie Hubert Dorna (beide 3.) und bei den Damen Gisela Eisenschmidt vor Ellen Thiele und Sigrid Witt durch. Einen Tag später wurde das Jubiläumsturnier mit Mannschaften aus Zeulenroda, Erfurt und Kdyné (Tschechien) ausgespielt. Im Endspiel behielt das aus den erfahrenen Ex-DDR-Oberligaspielern Dieter Gliche und Andreas Schneider bestehende Team des TSV Erfurt gegen Sokol Kdyné die Oberhand. Weißenborn I wird Dritter. Die Festveranstaltung fand abends in der Gaststätte „Kluge Einkehr“ statt. Im Rahmen des Festabends wurden Erhard Hänseroth und Roland Tümmler für ihre 40jährige Mitgliedschaft geehrt. Das Preiskegeln am Sonntag auf der Bahn neben dem Thüringer Hof gewann die „Spielvereinigung“ Lauterbach mit Kurt und Thomas.
Sportlich hatte sich der WSV 1991 für die Verbandsliga, die zweithöchste Spielklasse im Freistatt, qualifiziert. Mit der Rückkehr von Winfried Kunert aus Gera wurde das Niveau weiter angehoben und Weißenborn war in der Liga etabliert.
Erfolgreichster Spieler nach der Wende war Nachwuchsakteur Jens Büchner. Ins Rampenlicht spielte er sich durch einen 4.Platz beim 1.Thüringer Top 12-Turnier der Jugend in Erfurt im Jahre 1991. Mit seinem couragierten Auftreten kam er in den Thüringer Landeskader und nahm zweimal mit der Mannschaft am Deutschlandpokal teil. Neben den Starts bei Südwestmeisterschaften der Jugend war er im Oktober 1991 auch bei der Südwestdeutschen Rangliste vertreten. Teilnahmen an der Thüringer Landesmeisterschaft der Herren und Platzierungen in seiner Altersklassen rundeten das Bild ab. 1996 durfte er an der Südwestdeutschen Meisterschaft der Herren in Nassau zum letzten Mal das Thüringer Trikot tragen. Damit stand er im Teilnehmerfeld mit dem ehemaligen Nationalspieler Georg-Zsolt Böhm (TTC Grenzau).
Anfang der 90er Jahre schaffte es lediglich Andy Jagst, sich als zweiter Spieler für ein Thüringer Endranglistenturnier zu qualifizieren. Der Blondschopf startete 1992 in Zella-Mehlis.
Rolf Dämmrich, der den Verein in die neue Zeit geführt hatte, baute in Hermsdorf eine Firma auf und stand für seine Tätigkeit als Vereinsvorsitzender nur begrenzt zur Verfügung. Das hatte zur Folge, dass erst wieder im Jahre 1996 eine Mitgliederversammlung stattfand. Der Verein lebte bis dahin von den Initiativen der Abteilungen, die für sich einen fast schon autonomen Status entwickelt hatten. Am 7.Juni 1996 übernahm Bernd Büchner den Vorsitz im Verein, nachdem er bis dahin als Stellvertreter fungierte. Rolf Dämmrich bekam den Status eines Präsidenten zugesprochen. Er sollte repräsentative Aufgaben wahrnehmen.
Am gleichen Tag fiel die Entscheidung zugunsten einer Namensänderung. Die bis dato vorliegenden Unterlagen ließen auf das Jahr 1885 als Gründungsjahr des ersten Sportvereins in Weißenborn schließen, da wurde der Name entsprechend geändert.
Einschneidend war auch, dass sich die Abteilung Maibaumsetzen selbstständig machte und nunmehr als „Traditionsverein 1996 e.V.“ das jährliche Volksfest organisieren wollte. Am 1.März fand die Gründung des neuen Vereins in der Naupoldsmühle statt. In der Mitgliederversammlung des WSV wurde folglich festgestellt, dass der Verein nunmehr nur noch drei Abteilungen hat. Im Nachgang betrachtet, hat die Trennung sehr viele positive Seiten. Fakt ist aber auch, dass bei einer strafferen Leitung im WSV gerade nach der Wende eine Verselbstständigung nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Mit Abstand von über zehn Jahren haben sich beide Vereine gut entwickelt und gehen ihre getrennten wie gemeinsamen Wege. Der Start fiel dem Traditionsverein im Jahre 1996 nicht ganz so schwer, da die Hälfte des finanziellen Vereinsvermögens sowie das ganze bis dahin genutzte Material vom WSV zur Verfügung gestellt wurde.
Zum ersten Mal überhaupt ernannte der Verein in der Nachkriegszeit 1999 ein Ehrenmitglied. In der Meuschkensmühle anlässlich des Besuches der Freunde der TSG Eisenberg/Pfalz erhielt Erhard Hänseroth am 5.Juni 1999 die höchste Auszeichnung des WSV.
Historisch herausragende Erfolge feierte der Verein nach der Jahrhundertwende. Mit großartigen Eindrücken kehrte das Weißenborner Team von der 1.Inoffiziellen Pokalmeisterschaft des Deutschen Tischtennis-Bundes aus Bremen zurück. Am Osterwochenende (21. bis 24.April 2000) wurde das Mammutturnier in drei verschiedenen Spielklassen mit knapp 100 Mannschaften an 40 Tischen parallel zur Europameisterschaft veranstaltet. Ohne Ausnahme waren die WSV-Spieler sehr angetan vom Flair des Turniers, auch wenn man die Vorrundengruppe nur als Letzter abschließen konnte. Qualifiziert hatte sich Weißenborn für diese Veranstaltung, da sich das Team nach dem Bezirkspokalsieg auch den Thüringer Pokal sichern konnte. Der 1.Mannschaft wurde in der Saison 2000/01 Ostthüringer Meister. Nach einem klaren 9:4-Erfolg im Auswärtsspiel beim TSV 1880 Gera-Zwötzen am 24.März 2001 machte Weißenborn den Titelgewinn einen Tag später mit dem 9:2-Sieg gegen den VfL 1990 Gera perfekt. Weißenborn führte einen Spieltag vor Schluss mit drei Zähler die Tabelle an und konnte nicht mehr eingeholt werden.
Am 24.Oktober 2001 erfolgte nach eingehenden Recherchen eine nochmalige Änderung des Vereinsnamens. Nachforschungen hatten ergeben, dass die Gründung des TV Eichenkranz schon 1882 erfolgt ist. Diese Tatsache fand Berücksichtigung.
Völlig überraschend wurde die 1.Tischtennis-Herrenmannschaft am 15.November 2001 zur “Mannschaft des Jahres” im Kreis gekürt. Die vom Kreissportbund Saale-Holzland e.V. mit Unterstützung des Landratsamtes organisierte Wahl sah unsere Mannschaft, die im Frühjahr erstmals Bezirksmeister und Zweiter im Bezirkspokal werden konnte, an erster Stelle. Für eine weitere Spitzenplatzierung sorgte Robert Danetzki (später Göpfert) in der Kategorie der Nachwuchssportler. Er wurde Dritter. Die Wahl zeigte, dass die Leistungen unseres Vereins im Landkreis anerkannt werden. Schon im vergangenen Jahr holten die drei nominierten Aktiven des WSV jeweils den 3.Platz. Die Ehrungen nahm Landrat Jürgen Mascher gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes Rolf Beilschmidt und dem Vorsitzenden des Kreissportbundes Herbert Bernhardt im Kaisersaal in Eisenberg vor. Auch in den Folgejahren waren die Sportlerinnen und Sportlerinnen erfolgreich. 2003 durfte sich Franziska Müller über den Titel „Nachwuchssportlerin des Jahres“ freuen.
Vom 23. bis 25.August 2002 hatte der WSV zwei Gründe zum Feiern. Eingebettet in das Festwochenende, das der Traditionsvereins jährlich Ende August bzw. Anfang September begeht, und unter dem Motto "Von Weißenbornern - für Weißenborner" feierte der WSV am Freitagabend sein Doppeljubiläum. Vor 120 Jahren war der Turnverein "Eichenkranz" als erster Sportverein im Dorf gegründet worden. Und weil 1952 in der neu gegründeten Betriebssportgemeinschaft "Traktor" die erste Tischtennismannschaft in den Spielbetrieb einstieg, wurde zugleich "50 Jahre Tischtennis" gefeiert. Musikalische Grüße dazu überbrachten im Festzelt vor der Turnhalle die Singegruppe des Männergesangvereins und die Kinder der Grundschule.
Der damalige Landrat Jürgen Mascher (CDU) lobte in seinem Grußwort nicht nur Weißenborns wunderschöne Lage: "Es ist erstaunlich, dass so ein kleiner Ort in einer speziellen Sportart so große Erfolge hat. Da sieht man mal wieder, was für Talente es oft im ländlichen Raum gibt!" Er dankte besonders auch den ehrenamtlich Aktiven im Verein, schenkte Geld zum Feiern und kündigte an, bald wieder nach Weißenborn zu kommen: Im September, wenn der Chor sein 111-Jähriges begeht. Glückwünsche und Geschenke überbrachten auch der Bundestagsabgeordnete Bernward Müller (CDU), Kreissportbund-Vorsitzender Herbert Bernhardt, Günther Stierand namens des Mühltallaufvereins und SV Tautenhain, sowie der befreundete Verein TSG Eisenberg/Pfalz. Nach einem kurzen Rückblick in die Vereinsgeschichte mit Festorganisator Jens Büchner und einer Modenschau mit Tischtennis-Trikots aus fünf Jahrzehnten kam der nächste Höhepunkt: Ehrungen. Klaus Fiedler vom Thüringer Sozial- und Gesundheitsministerium übergab an den Verein die Sportplakette des Bundespräsidenten, Landessportbund-Präsident Peter Gösel die Vereinsjubiläumsplakette. Der jahrzehntelange "Motor" des Vereins, Vorsitzender Bernd Büchner und Roland Tümmler wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt und Erhard Hänseroth für seine 50jährige Mitgliedschaft gedankt. Geehrt und beschenkt wurden auch Aktive der Frauensport- und Aerobicgruppe, die neun Top-Spieler "Weißenborner All-Stars" und ehemals aktive TT-Damen. Am Sonntag klang das Festwochenende mit fröhlichem Kinderfest, Blitzkegeln und stimmungsvollem Heimatnachmittag im Zelt aus. In dessen Verlauf wurden "nebenbei" über 550 Euro Spenden für die Hochwasseropfer gesammelt.
Am 9. Dezember 2003 beschloss die Mitgliederversammlung einen Generationswechsel. Bei der Wahl des Vorstandes wurden viele neue Gesichter gewählt. Neuer Vorsitzender war von da an Steffen Schulze, der mit 38 Jahren zugleich das älteste Mitglied der Führungsriege darstellte. Stellvertreter ist seitdem Dirk Büchner (27). In die weiteren Ämter wurden gewählt: Schatzmeister Jens Büchner (29), Jacqueline Scharbert (30), Beisitzer Andy Jagst (27) und Jugendwartin Franziska Müller (13). Der neue Vorstand gab die erhofften neuen Impulse. So entstand u.a. die Fußballabteilung, die seit 2005 als Freizeitelf im WSV integriert ist. Zum normalen Vereinsinhalt kommen seitdem gemeinsame Fahrten und verstärkt Aktivitäten, die den Zusammenhalt im Verein stärken sollen.
Der Sportverein wuchs im Laufe der Zeit von der Mitgliederstärke her gesehen genauso wie in der Abteilungsanzahl. Mittlerweile werden Angebote in sieben Sportarten gemacht.
Die größte Abteilung war und ist die Tischtennissparte. 2001 war dort der bisherige Höhepunkt erreicht. 63 Mitglieder jagten dem Zelluloidball nach. Zum Vergleich: Beim Eintritt in den Landes- bzw. Kreissportbund im Jahre 1990 waren gerade 67 Mitglieder im gesamten Verein.
Im Jubiläumsjahr 2007 hatte der Verein 132 Mitglieder, die in sieben Abteilungen Sporttreiben können. 1998 war Mitgliederzahl erstmals über die Hundert geklettert (101). Der Spitzenwert bis dahin lag im Jahr 2005 bei 137. Im Jahre 2010 konnte der WSV 151 Mitglieder vermelden.